Colliers hat vor kurzem den mit Spannung erwarteten 2020 Flexible Workspace Report in den US, veröffentlicht, der wichtige Markttrends in Bezug auf die Rolle der Fernarbeit von heute aufzeigt, wie flexible Arbeitsbereiche in zukünftige Immobilienportfoliostrategien passen können und wie Technologie die Zukunft von flexiblen Arbeitsplätzen informieren – und beeinflussen – kann.
Francesco De Camilli, Vice President of Flexible Workplace bei Colliers,setzte sich mit WeWork CEO Sandeep Mathrani; dem Vice President of Global Real Estate and Security von Microsoft, Michael Ford; und dem Leiter der Immobilienabteilung von Ernst & Young in Amerika, David Kamen, zusammen, um über die Ergebnisse des Colliers-Berichts zu sprechen – und über ihre persönlichen Prognosen zur Zukunft flexibler Arbeitsplätze.
Um die vollständige Aufzeichnung zu sehen, melde dich bitte hier an. Über die wichtigsten Erkenntnisse haben wir hier ein paar Highlights zusammengestellt.
Die Nachfrage nach flexiblen Arbeitsbereichen hat sich in den letzten 18 Monaten dramatisch verändert
Colliers fand heraus, dass in der ersten Hälfte des Jahres 2019 die Nachfrage nach flexiblen Arbeitsbereichen im Vergleich zu 2018 in den führenden 28 Großstadtmärkten in den USA um etwa 20,5 Prozent gestiegen ist. In der ersten Jahreshälfte 2020 war das Wachstum noch höher als im Vorjahr – allerdings nur um 1,6 Prozent. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass COVID-19 diese Verlangsamung maßgeblich beeinflusst hat. In letzter Zeit gab es viele Diskussionen darüber, was in den nächsten sechs Monaten passieren wird und wie sich die steigende Nachfrage nach flexiblen Arbeitsbereichen in den Vororten auf das Wachstum auswirken könnte.
Um weitere Einblicke in den Vorortbestand zu erhalten, hat Colliers das Bestandswachstum über einen Zeitraum von 21 Monaten (zwischen dem vierten Quartal 2018 und dem zweiten Quartal 2020) untersucht. Für das zweite Quartal dieses Jahres errechneten sie etwa 1,99 Millionen Quadratmeter flexible Arbeitsbereiche in den Vororten im Vergleich zu 3,85 Millionen Quadratmetern flexibler Arbeitsbereiche im Central Business District (CBD) Markt. Vororte halten ungefähr 50 Prozent des Bestandes an CBDs, aber viele erwarten, dass sich dies in den nächsten 18 Monaten dramatisch ändern wird, da Vororte mit geringerer Dichte einen überproportional großen Anteil an der neuen Nachfrage erhalten.
Die Mehrheit der Nutzer*innen glaubt, dass die Rückkehr in die Büros die Nachfrage nach flexiblen Arbeitsbereichen steigern wird
Flexible Arbeitsbereiche machen immer noch nur einen Bruchteil des gesamten Büroflächenmarktes in den USA aus (nur 1,5 Prozent). Viele glauben jedoch, dass darin eine riesige Chance für Immobilienanbieter liegt, da Unternehmen sich überlegen, wie sie nach der COVID-19 wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren können. In einer Umfrage, die Colliers mit tausenden seiner globalen Nutzer*innen durchgeführt hat, sagte ein Drittel der Befragten voraus, dass es in Zukunft nicht mehr Nachfrage nach flexiblen Bereichen geben wird. 20 Prozent der Befragten waren sich sicher, dass es mehr Nachfrage geben würde und weitere 40 Prozent glaubten, dass es möglicherweise mehr Nachfrage geben würde. Mit anderen Worten: Die Mehrheit der Nutzer*innen erwartet einen Aufschwung.
In der gleichen Untersuchung befragte Colliers Personen, wie oft sie vor der COVID-19 von zu Hause aus gearbeitet haben und wie oft sie nach COVID-19 von zu Hause aus arbeiten wollen. 58 Prozent der Befragten hatten vor COVID-19 überhaupt nicht von zu Hause aus gearbeitet. Aber 43 Prozent von ihnen wollen nach COVID-19 mindestens zwei bis drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten. Das ist ein dramatischer Umschwung, und es gibt einige Unternehmen, die als Teil des neuen Modells auf Remote-Arbeitsstrategien setzen – Microsoft ist eines davon.
Die meisten Mitarbeiter*innen wünschen sich ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Fernarbeit und der Arbeit im Büro
Laut Michael Ford von Microsoft arbeiteten vor der Pandemie etwa 5 Prozent der Microsoft-Mitarbeiter*innen regelmäßig von zu Hause aus. Jetzt erwartet das Unternehmen, dass diese Zahl auf bis zu 20 Prozent ansteigen könnte. Er hat herausgefunden, dass die Mehrheit der Microsoft-Mitarbeiter*innen aber ins Büro zurückkehren möchte. 80 bis 85 Prozent der Mitarbeiter*innen gaben an, dass sie mehr als drei Tage pro Woche im Büro arbeiten wollen. Das bedeutet aber nicht, dass die Büroräume einfach wieder genauso genutzt werden, wie früher.
Nach COVID-19 erwarten die Microsoft-Mitarbeiter*innen mehr Flexibilität in drei Bereichen:
- Arbeitsort: arbeiten sie im Homeoffice, an einem Microsoft-Standort oder in einem flexiblen Bereich?
- Arbeitsstunden: wenn sie nicht jeden Tag von 9 bis 17 Uhr in einem traditionellen Büro arbeiten – und sie trotzdem ihre Arbeit erledigen – ist es dann wirklich wichtig, wann sie arbeiten?
- Globale Bürostandorte: als weltweit operierendes Unternehmen ist das immer noch wichtig.
All diese Faktoren beeinflussen Microsofts Strategie für das globale Immobilienportfolio, denn das Unternehmen möchte ein flexibles Portfolio aufbauen, das sich den Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen anpasst und nicht umgekehrt.
Um eine Rückkehr zu ermöglichen, wendet das Team von Microsoft die durch Covid-19 gelernten Gesundheits- und Sicherheitserkenntnisse an, um eine sichere und produktive Arbeitsumgebung zu schaffen. Dazu gehört die Reduzierung der Büroauslastung und die Einhaltung von Standards zur Wahrung des physischen Abstands im gesamten Portfolio des Unternehmens.
Zudem erweiterte das Unternehmen sein Portfolio – in Bezug auf eigene sowie angemietete Bereiche – um flexible Arbeitsbereiche bieten zu können, die Fokusbereiche, gemeinsame oder nicht zugewiesene Bereiche sowie buchbare Konferenzräume umfassen, wenn Teams zur Zusammenarbeit ins Büro kommen müssen. Microsoft hat bereits bewiesen, dass Menschen aus der Ferne arbeiten und trotzdem produktiv sein können, aber das Unternehmen möchte seinen Angestellten eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Reihe von Optionen anbieten.
Flexible Bereiche können für Unternehmen finanziell sinnvoller sein
WeWork-CEO Sandeep Mathrani merkte an, dass vor der Pandemie die Auslastung der Büroräumen im Durchschnitt bei etwa 60 Prozent lag – wobei Unternehmen oder Mieter*innen immer noch 100 Prozent der monatlichen Büroraumkosten zahlen. Viele Angestellte saßen nicht regelmäßig in ihren physischen Büros. Sie waren bei ihren Kunden, reisten, um Geschäfte zu akquirieren, oder arbeiteten ein oder zwei Tage in der Woche von zu Hause aus. Während also die Pandemie zu einer spürbaren Verlagerung der Arbeit von zu Hause aus geführt hat, können Unternehmen, sobald sie an den Arbeitsplatz zurückkehren, ihren Arbeitsbereich besser nutzen, indem sie flexible Bereiche anmieten, die den Beschäftigten mehr Möglichkeiten bieten und die Unternehmen weniger kosten.
Mathrani stellte auch klar, dass „flexible Büroräume“ nicht bedeuten, dass Einzelpersonen oder Angestellte den Bereich mit jemand anderem teilen oder neben jemandem aus einem anderen Unternehmen sitzen. Tatsächlich sind über die Hälfte der WeWork-Mieter heute Geschäftskunden, die in flexible Bereiche investieren und eine ganze Etage oder ein Gebäude je nach ihrem zeitlichen und räumlichen Bedarf nutzen. Sie sind nach oben oder unten flexibel und können einen Mietvertrag für einen Monat oder für 10 Jahre abschließen.
Daten helfen Unternehmen, fundiertere Entscheidungen in Bezug auf Arbeitsbereiche zu treffen
David Kamen von Ernst & Young sagte, dass EY seit fast einem Jahrzehnt flexible Arbeitsplatzprogramme für seine Mitarbeiter*innen anbietet. Das Unternehmen verfügt über eine enorme Menge an Daten, die es genutzt hat, um die tägliche Büropräsenz, die Orte, an denen sich die Leute gerne aufhalten, und die Zeit, die sie dort verbringen, zu erfassen, und hat seine Angebote basierend auf diesen Erkenntnissen verändert. Aber die Daten aus der Zeit vor COVID-19 können die zukünftige Nutzung von Büros nicht genau vorhersagen. Das Team verfolgt die Nutzung immer noch, wo es kann, aber es fängt an, darüber nachzudenken, wie es seine Daten und Technologie anders anwenden kann.
Technologie beeinflusst – und steigert – die Nutzung von flexiblen Bereichen
Viele Unternehmen nutzen Technologie, um das Arbeiten im Büro zu verbessern. Microsoft hat zum Beispiel eine App namens My Hub entwickelt, die Microsoft-Technologien und Apps von Drittanbietern verwendet, um Microsoft-Mitarbeiter*innen vom Aufwachen am Morgen über den Weg ins Büro bis hin zum Nachhause gehen zu unterstützen.
Wie Michael Ford erläuterte, bietet My Hub den Leuten, die mit dem eigenen Auto zur Arbeit fahren wollen, intelligentes Parken an, wenn sie auf dem Campus ankommen. Wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollen, liefert die App die beste Zeit, um den Bus zu erwischen. Sie können Essen im Voraus bestellen, damit sie nicht in einer Warteschlange anstehen müssen, und Arbeitsbereiche nach ihren Bedürfnissen oder persönlichen Wünschen buchen. Microsofts Ziel ist es, seinen Mitarbeiter*innen das bestmögliche Arbeitserlebnis zu bieten, damit sie das Gefühl haben, die nötige Flexibilität zu haben, um auch in Zukunft kreativ und innovativ zu sein.
Auch WeWork nutzt mehr Technologie, um sein Produktangebot und seine Flexibilität zu verbessern. Mit WeWork All Access, haben Mitglieder Zugang zu Hunderten von WeWork-Bereichen in 150 Städten, wann immer sie wollen, wo immer sie sind. Einzelpersonen können eine monatliche Mitgliedschaft erwerben, um direkt von ihrem Telefon aus Bereiche zu buchen und in verschiedenen Bereichen zu arbeiten. Größere Unternehmen können es ihren Mitarbeiter*innen auch ermöglichen, in einem beliebigen Bereich von WeWork zu arbeiten – sei es um die Ecke herum, um das Pendeln zu vermeiden, oder am anderen Ende der Welt, wenn sie geschäftlich unterwegs sind.
All Access hat großen Zuspruch von Unternehmen erhalten, die ihren Mitarbeiter*innen eine Anlaufstelle bieten wollen. Ihre Unternehmensniederlassungen sind vielleicht geschlossen und ihre Mitarbeiter*innen haben möglicherweise keinen idealen Platz, um von zu Hause aus zu arbeiten. Vielleicht leben sie in einer kleinen Wohnung ohne Platz für ein Heimbüro, müssen die Familie versorgen oder werden von Mitbewohner*innen abgelenkt. Aber sie möchten trotzdem einen Platz haben, an dem sie sich konzentrieren und produktiv sein können. All Access hat sich für viele Menschen zu einer großartigen Lösung entwickelt.
Noch mehr Flexibilität bietet WeWork On Demand, eine App, mit der man stunden-, tage-, wochen- oder monatsweise Arbeitsbereiche mieten kann – auch wenn man kein WeWork-Mitglied ist. Es ist derzeit in 11 Städten und 160 WeWork-Standorten in den USA verfügbar.
Unternehmen setzen eine Reihe von Modellen ein, um flexible Bereiche zu nutzen
Es gibt keine Universallösungen. Und bei WeWork hat Sandeep Mathrani erlebt, dass Unternehmen ganz unterschiedliche Ansätze verfolgen. Einige Firmen wollen die Auslastung ihrer Büroräume effektiv reduzieren. Andere große Unternehmen haben ihre Hauptniederlassungen ganz aufgegeben und sich für das ,,Hub-and-Spoke-Modell" entschieden. Die jüngeren Technologieunternehmen hingegen sehen, wie wertvoll das Zusammensein ist und wie Zusammenarbeit zu Innovationen führt. Technologieunternehmen nutzen flexible Bereiche und ziehen wieder ein, um ihrer Konkurrenz voraus zu sein und einen Innovationsvorsprung zu erzielen.
Die Folgen, die die Arbeit von zu Hause aus für die Einzelnen haben, dürfen nicht ignoriert werden
Viele Menschen gehen nicht nur ins Büro, um zu arbeiten, sondern auch, um mit anderen zusammenzuarbeiten und sich auszutauschen. Während die langfristigen Auswirkungen der Arbeit im Homeoffice noch unbekannt sind, leiden viele Menschen unter Isolation und Burnout. Auch wenn Büros geschlossen sind, um die Verbreitung von COVID-19 zu beschränken, gehen viele Menschen auf der ganzen Welt trotzdem in Kneipen, Fitnessstudios und Restaurants und infizieren sich dort mit dem Virus. Ein Arbeitsplatz, bei dem Gesundheit und Sicherheit im Vordergrund stehen, könnte dazu beitragen, dass sich Angestellte weniger isoliert und mehr miteinander verbunden fühlen.
Möchtest du die ganze Diskussion über die Zukunft flexibler Arbeitsbereiche hören? Im aufgezeichneten Webinar erfährst du alle Details.