Die vier Arbeitsplatztrends des Jahres 2021

Im neuen Jahr sollten Unternehmen diese Arbeitsplatztrends im Auge behalten

WeWork Hongdae in Seoul. Fotos von WeWork

In Zahlen und Fakten zur Arbeitswelt beleuchten wir die neuesten Trends, Studien und Umfragen zum Thema Arbeit und Immobilien.

Das Jahr 2020 brachte dramatische Veränderungen unserer Arbeitsweisen mit sich. 2021 gewöhnten wir uns dann allmählich an eine neue Normalität. Die COVID-19-Pandemie mit all der Ungewissheit im Hinblick auf Delta- und Omikron-Varianten und alle anderen, die noch folgen könnten, setzt sich fort und wir wissen nicht, welche Änderungen langfristig Bestand haben werden. Es haben sich aber bestimmte Trends herauskristallisiert, die den Arbeitsplatz im Jahr 2022 prägen werden. 

Auffällig ist: Jüngere Beschäftigte und berufstätige Mütter tun sich schwer. Gleichzeitig sind Wohlbefinden und Flexibilität wichtige Schwerpunkte für Unternehmen geworden. Für die Zukunftsplanung der Unternehmen ist es entscheidend, die im Folgenden erläuterten Trends genau zu beobachten. 

1. Die Generation Z tritt in schwierigen Zeiten in den Arbeitsmarkt ein

Jede Generation sieht sich beim Eintritt in das Berufsleben mit ihren eigenen Herausforderungen konfrontiert, aber die Gen Z trägt die zusätzliche Bürde einer globalen Pandemie. (Die Generation Z umfasst in etwa die Jahrgänge 1997 und danach.) 

Diese Generation bei ihrer zunehmenden Teilhabe am Arbeitsmarkt zu unterstützen, ist von immenser Bedeutung. Einer kürzlich von Adobe durchgeführten Studie zufolge stellt die Generation Z 27 Prozent der Belegschaft bis zum Jahr 2025. Das Homeoffice bietet zwar eine Reihe von Vorteilen, kann aber einige Aspekte der Arbeit schwieriger machen. Es ist schwer, mit neuen Kollegen Kontakte zu knüpfen oder das Onboarding abzuschließen, wenn man im Homeoffice ist. Dies betrifft verstärkt die Gen Z, da eine längere Berufserfahrung mit Kompetenzen für das Netzwerken und Beziehungen einhergeht, die jüngere Beschäftigte noch nicht aufbauen konnten. 

Auch im Privatleben muss diese Generation Herausforderungen bewältigen. Untersuchungen der American Psychological Association haben ergeben, dass die pandemiebedingte Stressbelastung der Gen Z viel höher ist als bei anderen Gruppen. Und obwohl diese Generation die am besten ausgebildete in der Geschichte sein wird, trägt sie auch besonders schwer an hohen Studienkrediten. Angesichts einer hohen Belastung, finanziellen Sorgen und mangelnder Bindung an den Arbeitsplatz loten viele jüngere Beschäftigte andere Möglichkeiten aus. Laut der Adobe-Studie planen 56 Prozent der Gen Z im nächsten Jahr einen Jobwechsel. Dies bestätigt eine weitere Studie von Microsoft mit einem Ergebnis von 54 Prozent – beides die höchsten Werte aller Altersgruppen. Die Themen Work-Life-Balance, Diversität und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Bindung sind allesamt wichtige Prioritäten für diese Generation, die sich in einer unsicheren Arbeitswelt zurechtfinden muss.

2. Frauen stehen an der Spitze der großen Kündigungswelle

Pandemiebedingt sind 6 Mio. Menschen aus dem Erwerbsleben ausgeschieden. Nach Angaben des Bureau of Labor Statistics haben allein im September 2021 4,4 Mio. Beschäftigte ihren Arbeitsplatz an den Nagel gehängt. Im selben Monat erreichte die Kündigungsrate (die Zahl der Kündigungen als Prozentsatz der Gesamtbelegschaft) einen Rekordwert von 3 Prozent, der höchste Wert seit Beginn der Erfassung dieser Messgröße im Jahr 2000. Für diese Austrittswelle gibt es vordergründig keine Erklärung, aber der Exodus scheint von Frauen angeführt zu werden. Daten des Gehaltsabrechnungsspezialisten Gusto ergaben, dass die Kündigungsrate bei Frauen um 1,1 Prozent höher lag als bei Männern. Die Pandemie hat offenbar den Trend beschleunigt, dass Frauen aus dem Erwerbsleben ausscheiden.

Eltern mussten wegen der Pandemie ihre Arbeitszeiten ändern
71 %
der berufstätigen Mütter
65 %
der berufstätigen Väter

Eine Erklärung könnten die bislang nicht gekannten Herausforderungen und die steigenden Kosten für die Kinderbetreuung während der Pandemie liefern. Laut einer kürzlich von Seramount durchgeführten Umfrage gibt fast ein Drittel aller berufstätigen Mütter an, ihre Arbeit reduziert oder ganz aufgegeben haben, um sich während der Pandemie um die Kinder zu kümmern. Eine Umfrage von Catalyst aus dem Jahr 2020 ergab, dass 71 Prozent der berufstätigen Mütter (gegenüber 65 Prozent der Väter) ihre Arbeitszeiten ändern mussten, um ihre Betreuungsaufgaben zu schultern.

Leider scheint diese gestiegene Belastung unverhältnismäßig stark den berufstätigen Müttern zuzufallen. Unternehmen können diese Herausforderungen nicht beseitigen. Durch bessere Möglichkeiten für Homeoffice und flexible Arbeitszeiten können sie Eltern allerdings dabei helfen, diesen Spagat der Anforderungen besser zu bewältigen. 

3. Das Zauberwort heißt Wohlbefinden

Nach fast zwei Jahren globaler Pandemie sorgen sich die Menschen weiterhin in vielerlei Hinsicht um ihre Gesundheit. In einer NPR-Umfrage unter 3.616 erwachsenen US-Bürgern, die nach der Delta-Variantenwelle im Spätsommer letzten Jahres durchgeführt wurde, gaben 38 Prozent der US-Haushalte an, ernsthaften finanziellen Engpässen gegenüberzustehen. Die Hälfte der Befragten berichtete, dass jemand in ihrem Haushalt mit Ängsten, Stress, Depressionen oder Schlaflosigkeit zu kämpfen hat. 

In einer Umfrage von Indeed unter 1.500 Beschäftigten vermeldeten 67 Prozent die Zunahme von Burnouts während der Pandemie. Ungeachtet vom Grad der Betroffenheit steht das Wohlbefinden für die meisten Beschäftigten an erster Stelle. Arbeitgeber können solche Probleme nicht umfassend lösen, aber helfen, indem sie mehr in Wohlbefinden investieren. 

Wohlbefinden am Arbeitsplatz ist ein Sammelbegriff für alle Aspekte des Berufslebens. Dazu gehört auch, wie die Mitarbeitenden die Beschaffenheit und Sicherheit ihres Arbeitsplatzes, das soziale Umfeld und ihre Tätigkeit bewerten. Eine kürzlich von Deloitte durchgeführte Umfrage ergab, dass 80 Prozent der 6.000 Beschäftigen weltweit angeben, dass Wohlbefinden für ihren Arbeitgeber oberste Priorität haben sollte. 

Wettbewerbsfähige Gehälter zählen zu den Eckpfeilern des Wohlbefindens am Arbeitsplatz. In einer Studie der American Psychological Association berichtete die Hälfte der befragten Arbeitnehmer, dass niedrige Gehälter ihre Arbeitsleistung beeinträchtigen. Aber Löhne und Gehälter sind nur ein Teil des Ganzen. In einer von LinkedIn durchgeführten Umfrage wünschten sich die Arbeitnehmer neben einer besseren Bezahlung auch flexible Arbeitszeiten und -orte, eine bessere Work-Life-Balance sowie bessere Sozialleistungen, wie etwa bezahlten Urlaub und Krankenversicherung.

4. Flexibilität ist nicht mehr wegzudenken 

Eine hohe Flexibilität bezüglich Ort und Zeit für die Erledigung ihrer Aufgaben bleibt der bestimmende Trend der letzten zwei Jahre – und eine Änderung ist auch im Jahr 2022 nicht in Sicht. Eine Studie von Workplace Intelligence und WeWork hat aufgezeigt, dass 95 Prozent der US-Arbeitnehmer selbst bestimmen möchten, wann, wo und wie sie arbeiten. 

In einer von McKinsey Anfang 2021 durchgeführten Studie gaben 63 Prozent der 5.042 befragten Vollzeitbeschäftigten an, dass sie weiterhin flexible Optionen oder die Arbeit im Homeoffice wahrnehmen möchten. Für 30 Prozent wäre eine verordnete Rückkehr ins Büro ohne flexible Optionen ein Grund, eine Aufgabe des Arbeitsplatzes zu erwägen. Auch wenn die meisten der Befragten vielleicht nicht wirklich kündigen würden, zeigt dies doch, wie sehr die Arbeitnehmer die Flexibilität zu schätzen wissen. Dies ist ein Grund dafür, dass so viele Unternehmen zu einem hybriden Arbeitsmodell übergegangen sind, welches es den Mitarbeitern ermöglicht, wann und wo sie wollen ins Büro zu kommen. 

Ganz gleich, ob es um die jüngeren Angestellten geht, die von einer persönlichen Betreuung profitieren, oder um berufstätige Eltern, die kurzfristig im Homeoffice arbeiten müssen, weil die Schule ihres Kindes wegen eines COVID-Ausbruchs geschlossen ist, es gibt viele Gründe, allen Beschäftigten die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeitszeiten entsprechend ihren besonderen Bedürfnissen zu gestalten.  

Flexibilität ist auch ein kluge Geschäftsentscheidung. Unternehmen, deren Mitarbeiter arbeiten können, wann und wo sie möchten, profitieren auch in der Zukunft von diesem Modell. Auf einem wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt und angesichts der hohen Belastung der Beschäftigten ist es wichtiger denn je, den Mitarbeitenden zuzuhören und ihre Bedürfnisse zu unterstützen, damit sie ihre besten Leistungen erbringen können.

Bradley Little ist Autor und Videoproduzent und lebt in New York City.

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Kategorie
Forschungsstudien
Tags
FLEXIBILITäT
KULTUR
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