Drei Kreativitätsübungen, die dein künstlerisches Denken fördern

Probiere diese diese Übungen von einer Dichterin, einer Psychologin und einem Kreativdirektor aus, um kreativer zu werden und bei der Arbeit so richtig durchzustarten

Kreatives Denken birgt jede Menge Vorteile – nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in unserem täglichen Leben. Die Erkenntnistheorie vertritt die These, dass Kreativität eigentlich eine notwendige Grundlage des menschlichen Lebens ist. Kreativität kann die Fähigkeit, Probleme zu lösen, verbessern, für eine bessere Stimmung und Gesundheit sorgen, und zur Steigerung der persönlichen Erfüllung und des Glücks beitragen – und das gilt für jeden, nicht nur für diejenigen, die einen kreativen Job haben oder sich selbst als „Kreative“ bezeichnen würden. Oder anders ausgedrückt: Wenn du die Möglichkeit hast, kreativ zu sein, sei es bei der Arbeit oder in deinem Privatleben, kannst du dich richtig entfalten. Wir haben dir ein paar Kreativitätsübungen zusammengestellt, die du mal ausprobieren kannst.

Drei einfache Übungen für kreatives Denken

Nutze die folgenden einfachen Kreativitätsübungen, um deine „kreativen Muskeln“ zu trainieren und die Fähigkeiten deines täglichen kreativen Denkens zu erweitern.  

Auch wenn der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind, erfordert das kreative Denken selbst ein wenig Struktur und Planung. Der erste Schritt eines jeden kreativen Denkens ist es, eine klare Absicht zu formulieren, damit deine Gedanken fokussiert, organisiert und zielorientiert sind. Orna Ross ist eine Dichterin und Befürworterin der kreativen Intention-Settings. Ross erklärt, dass unsere Ziele, auch die kreativen, oft mit Selbstzweifeln verbunden sind. „Ziele werden oft aus einem Mindset heraus gesteckt, das uns als fehlerhaft und reparaturbedürftig darstellt“, schreibt Ross. „Bei der kreativen Intention geht es darum, innezuhalten, bevor man anfängt, und zu erkennen, dass man gut genug ist, so wie man ist.“ 

1. Kreative Zielsetzung

Angenommen, du wurdest beauftragt, ein neues Firmenprodukt zu entwickeln. Zu Beginn spürst du vielleicht ein überwältigendes negatives Gefühl der Unsicherheit und Selbstzweifel. Vielleicht weißt du nicht, wo du anfangen sollst oder denkst, dass du nicht „kreativ genug“ dafür bist. Indem du klare und bekräftigende Absichten formulierst, bist du in der Lage, all die negativen Gedanken wegzuschieben, die sich dem kreativen Prozess in den Weg stellen. Ross sagt, wenn du all das störende Drumherum beiseite räumst, kannst du den neu gewonnenen Freiraum mit neuen, kreativen Ideen füllen. Klare Absichten zu formulieren hilft dir auch, dich von allen möglichen Selbstzweifeln und Unsicherheiten zu befreien und erlaubt dir, dich auf die vor dir liegenden kreativen Vorhaben zu konzentrieren, um den Ideen freien Lauf zu lassen. 

2. Bildhafte Vorstellungskraft

Jacqueline Sussman ist Autorin, Rednerin, Seminarleiterin, Coach und eine der führenden Praktikerinnen der eidetischen Bildpsychologie – einer Methode, die es uns erlaubt, gespeicherte Bilder in unseren Köpfen für die persönliche kreative Entwicklung freizulegen. Sussman hat mit einigen der weltweit führenden Unternehmen, darunter Google und Mattel, zusammengearbeitet, um sie dabei zu unterstützen, ein kreativeres Arbeitsumfeld zu schaffen. Das Ziel ihrer bildhaften Vorstellungsmethode ist es, dir das, was du erschaffen willst, sehr konkret vorzustellen, damit du besser verstehst, wie du es in der Realität verwirklichen kannst. 

„Bilder und Kreativität gehen Hand in Hand“, so Sussman, „denn jedes Mal, wenn wir kreativ arbeiten wollen, sehen wir meist Bilder in unserem Kopf.“ Wenn du zum Beispiel ein Rezept liest, stellst du dir wahrscheinlich alle Zutaten vor, die für das Gericht benötigt werden. Nimm zum Beispiel das Rezept für einen leckeren Salat. Wenn du die Zutatenliste liest, stellst du dir wahrscheinlich schon die leuchtend roten Tomaten und die kräftig grünen Salatblätter vor. Bei dieser Kreativitätsübung ruft dein Geist eidetische Bilder hervor, die dir helfen, das Gericht zuzubereiten. 

Eidetische Bilder sind lebendige Bilder, die in unseren Köpfen gespeichert sind und aus unseren Lebenserfahrungen zusammengetragen wurden. Du kannst dir die Tomaten und Salatblätter vorstellen, weil du diese beiden Gemüsesorten irgendwann mal in deinem Leben gesehen hast. Eidetische Bilder können ein wirksames Tool sein, um deine Kreativität zu entfalten. Über die bildhafte Vorstellungskraft kannst du konkret visualisieren, was du erschaffen willst – egal, ob es sich um etwas Großes wie das Design eines neuen Firmenprodukts handelt oder um etwas Alltägliches wie die Wahl deines Arbeitsoutfits am Morgen. Wenn du dir eidetische Bilder zunutze machst, wird dein kreatives Denken weniger abstrakt und distanziert, sondern konkreter und greifbarer.

Während ihrer Arbeit bei Mattel wandte Sussman die eidetische Vorstellungskraft beim Designteam an, damit es Ideen für neue Spielzeuge entwickeln konnte. Sie erzählt, dass sie als erstes die Designer in einem Kinderzimmer arbeiten ließ, damit sie sich besser in die Kinder und ihre Art zu spielen hineinversetzen konnten. „Als Erwachsener ist man nicht mehr so in Kontakt mit der konkreten Erfahrung, wie Kinder spielen und kreativ sind – und gerade das hat ja auch etwas Magisches,” sagt Sussman. „Aber wenn man mit Bilderwelten arbeitet, nimmt man die Perspektive der Kinder ein und kann nachempfinden, wie sie spielen.“ 

Als nächstes sollte die Gruppe sich die Kinder vor ihrem geistigen Auge beim Spielen vorstellen und verschiedene Fragen stellen, wie z.B. wie spielen sie? Was sagen sie? Stehen sie still oder bewegen sie sich? Anschließend konnte sie zum Spielzeug selbst übergehen: Wie sieht es aus? Wie fühlt es sich an? Ist es groß oder klein? Was ist es genau? Das Ziel war, durch die Augen des Kindes zu sehen, um sich besser vorstellen zu können, was wirklich Spaß macht und zugleich praktisch ist. „Wenn du die Methode der eidetischen Vorstellungskraft anwendest, ist es wichtig, dass du nicht nur dasitzt und dir diese Bilder vorstellst", so Sussman, „sondern dass du auch alle kreativen Ideen festhältst, die während dieses Prozesses in deinem Kopf entstehen.“ 

Die eidetische Bildmethode kann auch als kreative Denkübung in Gruppen-Brainstorming-Sessions genutzt werden. 

3. Sketchnoting

Sketchnoting ist eine Methode des visuellen Denkens, bei der du dir visuelle Notizen – und nicht nur textbasierte Notizen – in Echtzeit während einer Vorlesung, eines Meetings oder ähnlichem machst. Laut Craighton Berman, dem Gründer und Kreativdirektor der Produktdesign-Firma Manual Chicago und Sketchnoting-Experten, hilft dir diese Kreativitätsübung, Informationen zu verarbeiten, indem du Bilder, Texte und Diagramme zeichnest. Nur zur Verdeutlichung: Sketchnoting ist kein Gekritzel, sondern ein bewusster Prozess, der den Einsatz deiner grauen Zellen erfordert. 

Stell dir vor: Du sitzt in einem langen, wichtigen Meeting, in dem du mit einer Menge Informationen in verschiedenen Präsentationen überhäuft wirst – Informationen, an die du dich später erinnern sollst. Sketchnoting zwingt dich dazu, den Sprechern genau zuzuhören, das Gesagte zu verarbeiten und die Informationen dann durch Bilder darzustellen, die diese Ideen verkörpern. Anstatt alles mitzuschreiben, bist du gezwungen, die wichtigsten Informationen herauszufiltern, denen du auf kreative Weise über deine Notizen Ausdruck verleihst. Diese kreative Denkübung ermöglicht dir, deine Beobachtungsgabe zu schulen und deine Fähigkeiten in den Bereichen Zuhören, Strukturieren von Informationen und kreativem Denken zu schärfen. Diese Fähigkeiten kannst du jeden Tag üben, indem du z. B. TED Talks anschaust und dabei Sketchnotes machst. 

Es ist nicht einfach, bei der Arbeit auf Kommando kreativ zu sein, aber es gibt Inspirationen und Kreativitätsübungen, die dir dabei helfen können. Und wenn du deine Kreativität wie einen Muskel trainierst, wird es dir mit der Zeit auch immer leichter fallen. 

Justin Agrelo ist ein Journalist in Oakland, Kalifornien. Seine Texte sind in der Washington Post, Slate und der Huffington Post erschienen.

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