Was die Welt in Bezug auf die Rückkehr zur Arbeit von China lernen kann

Von Temperaturkontrollen bis von voneinander weggerückten Schreibtischen – so kümmern sich chinesische Unternehmen um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter

Die Coronavirus-Pandemie hat das Leben in Großstädten auf der ganzen Welt auf den Kopf gestellt. Auch wenn Unternehmen wieder aufmachen und die Menschen wieder ins Büro zurückkehren, wird es am Arbeitsplatz einige große Veränderungen geben. 

Das chinesische Festland, wo die Pandemie im Januar und Februar ihren Höhepunkt erreichte, begann im März damit, das Land langsam wieder zu öffnen. Die Welt kann viel von den neuen Ansätzen lernen, die die Unternehmen dort zum Schutz ihrer Mitarbeiter ergriffen haben.

Eine neue soziale Landschaft

Es dauerte fast zwei Monate nach den ersten gemeldeten Coronavirus-Infektionen, bis auf dem chinesischen Festland wieder eine gewisse Normalität einkehrte und Arbeitnehmer an ihren Arbeitsplatz zurückkehrten.

Doch der Alltag sieht nicht mehr so aus wie vor dem Ausbruch des Virus. Viele Schulen sind nach wie vor geschlossen, ebenso wie Kindertagesstätten. Es ist schwieriger, Haushaltshilfen einzustellen. Die Suche nach angemessener Kinderbetreuung ist ein schwieriges Unterfangen für alle, die wieder ins Berufsleben zurückkehren.

Eine weitere große Herausforderung sind öffentliche Verkehrsmittel. Überfüllte Züge und Busse schüren die Angst vor weiteren Ansteckungen in diesen geschlossenen Räumen. Und da viele Menschen statt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln lieber im Privat-Pkw oder Taxi unterwegs sind, ist der Verkehr in vielen chinesischen Städten bereits wieder gestiegen.

China hat schnell und effektiv gehandelt und Technologien zum Finden potenziell infizierter Personen eingesetzt. Jede Stadt verfügt über ein System, das über die soziale Plattform WeChat mit dem Handys der Bürger verbunden ist. Es prüft den Standort und zeigt über ein farbcodiertes System an, ob die Person Kontakt mit einer infizierten Person hatte. Häufig wird von den Arbeitnehmern verlangt, die App vor dem Betreten des Büros vorzuzeigen, um so zu bestätigen, dass sie keiner Quarantäne unterliegen. 

Änderungen am Arbeitsplatz

Mitarbeiter, die nach COVID an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, müssen sich auf neue Gewohnheiten und Normen einstellen. 

Um das Übertragungsrisiko zu verringern, setzen viele Büros nach wie vor auf Videokonferenzen, auch wenn sie sich im selben Arbeitsbereich befinden, anstatt sich in Konferenzräumen zu versammeln. Darüber hinaus bringen die Arbeitnehmer in der Regel ihr Mittagessen mit oder lassen sich das Mittagessen liefern und essen an ihrem Schreibtisch, anstatt in die Kantine zu gehen. 

WeWork NEO Metropolis in Guangzhou.

Gebäudebetreiber und Büronutzer, die die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter gewährleisten wollen, haben weitere Verfahren, Sicherheitsprüfungen und Etikettierungsrichtlinien eingeführt. Dazu gehören:

  • Temperaturkontrollen zu Beginn jedes Arbeitstages 
  • Zugewiesene Ankunftszeit zur Verringerung von Staus an den Aufzügen
  • Beschränkung der Aufzüge auf zwei Personen gleichzeitig
  • Aufteilung der Mitarbeiter in A- und B-Teams, wobei jedes Team abwechselnd einen Tag im Büro verbringt, um die Büroauslastung zu reduzieren

Laut Tong Yang, WeWork-Vertriebsleiter für den Großraum China, hat die Regierung neue Standards für die Gebäudeauslastung festgelegt. Chinesische Unternehmen haben den Abstand zwischen den Schreibtischen vergrößert und Einbahnstraßen in den Gängen eingerichtet, um den Kontakt zwischen den Mitarbeitern zu verringern. 

Die Reinigung und Desinfektion der Büros wird erweitert, und die Mitarbeiter werden aufgefordert, ihre eigenen Tassen mitzubringen. Die Unternehmen sind bestrebt, die Luftfilterung zu optimieren, mehr Luftstrom in den Raum zu bringen und die Feuchtigkeitspegel so zu regulieren, dass die Überlebenszeit des Virus verkürzt wird. An einigen Arbeitsplätzen werden UV-Lampen installiert, die Viren abtöten. Auch die Messung der Luftqualität in Innenräumen sowie die Feinstaubbeseitigung werden in China proaktiv angegangen. Laut Raefer Wallis, dem Gründer und CEO von RESET, stehen diese Maßnahmen in direktem Zusammenhang mit der Verlangsamung der Infektionsrate und gehören zu den besten Möglichkeiten, um Vertrauen bei den Mitarbeitern aufzubauen, die wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. 

In Erwartung dieser und weiterer Veränderungen hat WeWork einen Plan für die Rückkehr an den Arbeitsplatz erstellt. 

Der Vorteil flexibler Büros

Die Sauberkeit der Arbeitsräume und die Gesundheit der Mitarbeiter ist heute das Hauptanliegen der meisten Führungskräfte. Das Konzept Coworking wird sich wahrscheinlich in Richtung „Flow Working“ entwickeln, wobei man einen bestimmten Schreibtisch für den Tag reserviert, aber dennoch flexibel den Standort wählen kann, an dem man arbeiten möchte. 

Die Trends der letzten Jahre weg von zentralisierten Hauptsitzen kommen jetzt so richtig in Fahrt. Viele richten bereits mehrere kleinere über die Städte verteilte Büros ein, um die Pendelzeit der Mitarbeiter zu verkürzen. Dies verringert das Risiko, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln anzustecken, und verteilt das Risiko von Büroschließungen für den Fall, dass jemand erkrankt. 

Die Gesamtbürofläche der meisten Unternehmen wird sich wahrscheinlich nicht groß ändern, aber ihr Hauptsitz könnte auf etwa 10 Prozent der früheren Größe schrumpfen, wenn Mitarbeiter stattdessen andere Standorte in der Stadt nutzen können. Einige Unternehmen planen jedoch einen extremeren Ansatz: Eine globale Bank gab kürzlich bekannt, dass sie ihre festen Standorte um 70 bis 80 Prozent kürzen und auf flexiblere Büroflächen setzen will. So Sean Lynch von The Instant Group.

WeWork Lancun Gebäude in Shanghai.

All diese Veränderungen kommen zu einer Zeit, in der Unternehmen bereits den Wert flexibler Büroräume erkannt haben. Mit stärker verteilten Teams, mehr externen Belegschaften und mehr Mitarbeitern, die in der Nähe ihres Wohnortes bleiben und Fahrtzeiten verkürzen wollen, bietet ein flexibler Arbeitsplatz das Gemeinschaftsgefühl und die menschliche Interaktion, die für die langfristige Zufriedenheit und den Erfolg der Mitarbeiter so wichtig sind.

Bauarbeiten sind aktuell in den meisten Teilen der Welt auf Eis gelegt, was die Eröffnung neuer Standorte verzögert und sich negativ auf die Unternehmen auswirkt, die den Umzug in eigene Büros geplant hatten. Da WeWork einzugsfertige Flächen anbietet, konnte WeWork China im 1. Quartal 2020 einen starken Anstieg der Nachfrage von Großunternehmen verzeichnen.

Vertrauen am neuen Arbeitsplatz schaffen

Als der Großteil der chinesischen Bevölkerung aufgrund der Coronavirus-Pandemie zu Hause zu bleiben musste, wurde die Arbeit im Homeoffice zur Norm. Jetzt gibt es einen Vorstoß, die Mitarbeiter (mit Ausnahme von Personen mit hohem Risiko) zurück ins Büro zu holen, wo sie ihren eigenen Arbeitsplatz nutzen und wieder etwas mehr Abwechslung und menschlichen Kontakt genießen können. Unternehmen müssen jetzt die Wiedereröffnung ihrer Büros planen und sich auch auf die nächste Krise vorbereiten.

Erfolgreiche Gebäudebetreiber und Büronutzer in einer Welt nach COVID werden damit werben und müssen (idealerweise mit Zahlen) nachweisen können, dass sie über gesunde Arbeitsräume und Kontrolle über ihre Umgebung verfügen. 

Letzte Woche haben wir ein Webinar abgehalten, das noch mehr Erkenntnisse von der Rückkehr Chinas an den Arbeitsplatz enthielt. Zu der von mir moderierten Podiumsdiskussion gehörten Sean Lynch, Geschäftsführer von APAC bei The Instant Group, Raefer Wallis, Gründer und CEO von RESET, und Tong Yang, Vertriebsleiter für den Großraum China bei WeWork. Eine Aufzeichnung kann als On-Demand-Video abgerufen werden. In Kürze gibt es außerdem weitere Inhalte von WeWork über die Risiken der Virusübertragung am Arbeitsplatz und die Gegenmaßnahmen, die von großen Unternehmen ergriffen werden. 

Alex Shoer ist Director of Strategy bei WeWork. Als ehemaliger Leiter der Großunternehmensstrategie für APAC bei WeWork und Mitbegründer von Seeder Energy war Shoer mehr als acht Jahre in China tätig.

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