Neue Arbeitsplatzstrategien für mehr Flexibilität

CBRE und WeWork berichten, worum es Unternehmen geht und wie sie sich an den neuen Arbeitsplatz anpassen.

In einem kürzlich von WeWork veranstalteten Webinar setzten sich CBRE und WeWork zusammen, um darüber zu sprechen, wie Unternehmen ihre Arbeitsplatzstrategien angesichts der COVID-19-Pandemie neu ausrichten.

Sidharth Dhawan, Direktor für Agile Real Estate bei CBRE APAC, traf sich mit Liz Burow, Vizepräsidentin für Büro-Lösungen für Großunternehmen bei WeWork, zu einer Debatte, die von Alex Shoer, Leiter für Strategie bei WeWork, moderiert wurde. Hier sind einige Auszüge aus ihrem Gespräch:

Was ist die drängendste Frage, die Sie von Immobilienmaklern erhalten?

Dhawan (CBRE): Die wichtigste Frage dreht sich um die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten. Die Büronutzer wollen sichergehen, dass für ihre Beschäftigten alles Notwendige getan wird. Sie wollen auch über deren Produktivität in der „neuen Normalität“ Bescheid wissen und sicherstellen, dass die Beschäftigten das richtige Umfeld vorfinden.

Burow (WeWork): Kurzfristig gesehen gibt es sehr viele taktische und praktische Fragen: Wie sieht der Aktionsplan aus? Wie sehen die neuen Hygienerichtlinien aus und was sind die Standards für schützende Utensilien?

Vielleicht gibt es auch deshalb so viele Unternehmen, die das Arbeiten im Homeoffice ausweiten, weil sie der Lage einfach noch nicht trauen. Sie versuchen, jedes Risiko zu vermeiden und möglichst produktiv zu sein, indem sie die persönliche Anwesenheit am Arbeitsplatz minimieren. Unternehmen befinden sich in einer Erkundungsphase: Sie werden bald anfangen, Entscheidungen zu treffen, nach diesen Strategien handeln und prüfen, was für die Mitarbeiter funktioniert und was nicht.

Dhawan (CBRE): Wir erleben viele Teams, die damit beginnen, ihre Belegschaft zu unterteilen – in Mitarbeiter, die im Homeoffice arbeiten sollten, andere, die flexibel sein können, und wieder andere, die an vorderster Front stehen. Das tun sie mittels fähiger Krisenmanagement-Akteure und durch unmittelbare Forschung. Wie können wir schrittweise verfahren, bis 60 bis 70 Prozent unserer Beschäftigten wieder ins Büro gehen?

Was denken Sie über den Ansatz, bei Mitarbeitern Vertrauen zu schaffen, die ins Büro zurückkehren?

Burow (WeWork): Ich stelle immer wieder fest, wie nützlich es sein kann, zwischenmenschliche Beziehungen herzustellen und Geschichten zu erzählen. Viele Menschen grübeln stetig und sind geplagt von Ängsten und Sorgen. Wenn man sieht, wie andere Regionen zum alltäglichen Leben zurückkehren und man ihre Geschichten hört, ist das neue Arbeitsleben zum Greifen nah. Es hilft Menschen, sich in andere hineinzuversetzen, auch wenn sie zurzeit überwiegend zu Hause sind.

Unternehmen rate ich: Kommunizieren Sie mit Ihren Mitarbeitern – visuell und auf erzählerische Weise, um für Wohlbefinden zu sorgen und ihnen das Gefühl zu geben, als wären sie vor Ort. 

WeWork Coda in Atlanta, GA.

Kurzfristig scheint es in Ordnung zu sein, im Homeoffice zu arbeiten, aber ich denke, dass etablierte Unternehmen auf lange Sicht einräumen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und wir uns dessen bewusst sein müssen. Wir sind erfolgreich, wenn wir das Gefühl haben, Teil einer Community zu sein. Mitarbeiter sind sehr motiviert, wenn sie sich mit der Mission und den Zielen eines Unternehmens identifizieren, wenn sie zusammenkommen, um Momente der Zusammenarbeit und Gemeinschaft zu erleben.

WeWork verfügt über Community-Teams, die sich genau darauf konzentrieren. Sie tun ihr Bestes, um ihre Communities zusammenzubringen, indem sie virtuelle Veranstaltungen und virtuelle Happy Hours durchführen, selbst wenn die Teams zu Hause sind. Ich glaube, das hilft den Mitgliedern, mit der Community insgesamt in Verbindung zu bleiben.

Dhawan (CBRE): Wenn es darum geht, Vertrauen bei den Mitarbeitern aufzubauen, sehen wir in Büroimmobilien drei Möglichkeiten. Erstens: Regierungsbehörden stellen verbindliche Richtlinien zu den Mindestanforderungen für einen sicheren Betrieb von Arbeitsplätzen auf, wie z.B. Maßnahmen zum Einhalten des physischen Abstands. Weiterhin können die Vermieter als „Mikro-Bürgermeister“ eines Gebäudes betrachtet werden. Von ihnen wird erwartet, dass sie sich um Gesundheits- und Sicherheitsbedürfnisse kümmern. Und schließlich unternehmen die Büronutzer selbst neue Anstrengungen, um die Sicherheit ihrer Beschäftigten zu gewährleisten. Dazu gehören erhöhte Hygienestandards und neue Möbelanordnungen im Büro.

CBRE hat verschiedene Berichte und Stellungnahmen erstellt, die sich mit Büronutzer- und Vermieterstrategien mit Hinblick auf COVID-19 befassen.

Burow (WeWork): Ein Teil der Vertrauensbildung besteht darin, die Beschäftigten zu fragen, was sie denken. Wir wollen den Überblick über die Daten behalten, um das nachzuvollziehen – dafür kann man quantitative Erhebungen, Beobachtungsstudien und qualitative Datenerhebungen vor Ort durchführen. Wie verhalten sich die Beschäftigten nach ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz? Wo sind die blinden Flecken, die wir übersehen haben, und was funktioniert gut? Diese Fragen werden uns sicherlich helfen, die Erfahrung am Arbeitsplatz auch weiterhin im Auge zu behalten.

Was wir jetzt tun können, ist zu entscheiden, welche Informationen wir sammeln wollen, Hypothesen darüber aufzustellen, was wir lernen wollen, und zu gewährleisten, dass wir Forschungsinitiativen ergreifen, welche die gewonnenen Erkenntnisse in die von uns angebotenen Lösungen und Angebote einfließen lassen. Geht man noch einen Schritt weiter und kommuniziert diese Erkenntnisse an die Mitarbeiter und erklärt die Strategieänderungen – dann schaffen wir eine Transparenz, die sehr weit reicht.

Was ist Ihre Meinung zum Hub-and-Spoke-Ansatz? Was können Unternehmen tun, um ihn zu etablieren?

Dhawan (CBRE): Was wir im asiatisch-pazifischen Rraum mehr und mehr erleben, sind „Kernstrategien und flexible Strategien“. Die Nutzer suchen nach Gebäuden, die sowohl dauerhafte als auch flexible Raumlösungen in ein und derselben Immobilie ermöglichen. Auf diese Weise können Nutzer langfristige Grundmietverträge mit der Möglichkeit kombinieren, zusätzliche Plätze je nach Mitarbeiterzahl hinzuzufügen oder zu entfernen. Gebäude, die eine gewisse Flexibilität aufweisen, sind jetzt in der engeren Wahl, vor allem angesichts der aktuellen Sorgen vieler Unternehmen.

Büronutzer und Vermieter setzen Technologien wie mobile Apps zur Mieterbindung ein, um in Verbindung zu bleiben. Sie bieten ihren Beschäftigten auch viel mehr Kommunikationsmöglichkeiten, nicht nur über das Unternehmen, sondern auch über die Region oder das Land, in dem sie sich befinden.

Sind Vermieter mehr an flexiblen Bereichen für ihre eigenen Gebäude interessiert? Wie verändern sich ihre Motivationen?

Dhawan (CBRE): Die Konzentration auf den Mieter ist heute ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal für Vermieter. Vermieter bemühen sich um Wellness-Aktivitäten, um Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Beschäftigten motiviert und gesund zu halten. Einige Vermieter setzen auch Technologien wie Infrarot-Temperaturscanner und Wandeinbausysteme für Aufzüge ein, um Hygiene und Sicherheit zu gewährleisten. Unter anderem verstärken sie Lüftungssysteme und optimieren die Reinigungspläne.

WeWork Coda in Atlanta, GA.

Burow (WeWork): Derzeit kommen immer mehr Anleitungen und Standards zur menschlichen Erfahrung am Arbeitsplatz auf, und WeWork verfolgt sie auf der ganzen Welt. Auch Vermieter nehmen dieses Thema sehr ernst und denken eingehend darüber nach. Diese Pandemie bringt Menschen dazu, vollkommen anders über die Nutzung von Gebäuden zu denken. Momentan erleben wir, dass wirklich viele interessante Lösungen umgesetzt werden.

Was denken Sie über die abnehmende oder zunehmende Nachfrage nach Arbeitsbereichen angesichts von Faktoren wie einer geringeren Auslastung, dem Trend zur Heimarbeit und einer sich abschwächenden Konjunktur?

Dhawan (CBRE): Wir sind immer noch in der ersten Runde. Teleworking wird Belegungsstrategien ergänzen; es wird sie nicht ersetzen. Zusätzlich zu den Beschäftigten, die im Homeoffice arbeiten, wird es weiterhin einen Unternehmenshauptsitz und flexible Bereiche geben.

Burow (WeWork): Wir gehen davon aus, dass man in den nächsten sechs Monaten viel experimentieren und verschiedene Modelle ausprobieren wird. Wir werden eine Rückkehr zu bestimmten Arbeitsweisen erleben, die wir bereits vorher kannten – mit dem Vorbehalt, dass Einige sich dafür entscheiden werden, mehr Tage in der Woche im Homeoffice zu arbeiten. Die Notwendigkeit der persönlichen Erfahrung und Präsenz am Arbeitsplatz wird jedoch bleiben.

Dhawan (CBRE): Die Menschen wollen mehr Optionen haben, wenn es um Räumlichkeiten und Verträge geht. Wir haben festgestellt, dass der Wert von Flexibilität größer ist als die Kosten eines flexiblen Mietvertrags. Die Nutzer wollen Wahlmöglichkeiten und sind oft bereit, einen Preis für ein agiles Umfeld zu zahlen. Wenn sie Räumlichkeiten bei Dritten suchen, werden sie kurzfristig mehr oder weniger davon benötigen. In einem Wort kann man das als Agilität zusammenfassen.

Vielen Dank, Liz und Sid, für Ihre wertvolle Zeit. Irgendwelche abschließenden Anmerkungen?

Burow (WeWork): Es ist so schön, mit einem Kollegen aus dem Bereich Arbeitsplatzstrategie zu sprechen und zu diskutieren. Ich würde sagen: Greifen Sie zum Telefon und sprechen Sie mit Kollegen in anderen Unternehmen, denn ein Austausch ist wirklich wertvoll. Ich weiß dieses Gespräch und all die Gespräche, die derzeit zu diesem Thema geführt werden, wirklich sehr zu schätzen.

Dhawan (CBRE): Es ist großartig, mit jemandem zu sprechen, der sich leidenschaftlich für die Zukunft der Arbeitswelt einsetzt. Wir verfügen über einige leicht zugängliche Quellen, darunter auch ein COVID-19-Ressourcenzentrum, wo wir täglich unsere Gedanken, Perspektiven und Forschungsergebnisse aus der ganzen Welt austauschen. Darüber hinaus haben wir ein Wissens-Hub für agile Immobilien, wo wir Vordenkerpositionen speziell zum Thema Agilität veröffentlichen. Bleiben wir weiter im Gespräch!

Liz Burow ist Vice President of Workplace Strategy & Enterprise Solutions bei WeWork. In dieser Funktion konzentriert sie sich darauf, Forschungserkenntnisse in das physische Angebot einzubringen und Raum, Kultur und Marke aufeinander abzustimmen. Sie leitet das Team für Enterprise Workplace Strategie, das auf Anthropologie, Design Thinking, Datenwissenschaft, Wirtschaft und Architekturpraktiken setzt. Burow ist eine erfahrene Moderatorin und Pädagogin. Sie hat einen Abschluss als Master of Architecture am MIT und schreibt und spricht viel zu den Themen Kreativität, Innovation, Design-Ausbildung sowie die Zukunft der Arbeitswelt. 

Sidharth Dhawan ist Regionalleiter des Bereichs Agile Immobilien in der Asien-Pazifik-Region bei CBRE. Er unterstützt CBRE in leitender Position bei der Umsetzung umfassender agiler Immobilienstrategien für Nutzer, Investoren und flexible Raumbetreiber. Außerdem entwickeln Dhawan und sein Team Instrumente und Ressourcen, die dazu beitragen, optimierte Portfolios für die Nutzer und differenzierte, ertragreichere Anlagen für die Kunden von Investoren bereitzustellen. Er verfügt über langjährige Berufserfahrung in den Bereichen Immobilienentwicklung, Investment und Technologie.

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