Ist dein Unternehmen bereit für Gen Z?

Die Generation Z (kurz Gen Z) tritt in einer Zeit beispielloser Unsicherheit in den Arbeitsmarkt ein. Es wird wichtig sein, sie zu unterstützen.

WeWork 1460 Broadway in New York. Bild mit freundlicher Genehmigung von Her Campus Media LLC.

In Zahlen und Fakten zur Arbeitswelt beleuchten wir die neuesten Trends, Studien und Umfragen zum Thema Arbeit und Immobilien.

Die Generation Z ist während einer noch nie dagewesenen globalen Pandemie in die Arbeitswelt eingetreten. Dies hat den Verlauf – und die Stabilität – ihrer Berufsaussichten vollkommen verändert. Vor 2020 standen alle Zeichen auf einem Arbeitsmarkt mit niedriger Arbeitslosigkeit nach einem Jahrzehnt stetigen Wachstums. Aber das alles hat sich über Nacht verändert.  

Die Generation Z umfasst in etwa die Jahrgänge 1997 und danach. Sie ist mit Video-Streaming und Smartphones groß geworden. Jetzt steht ihr Eintritt in einen Arbeitsmarkt bevor, der durch COVID-19 auf den Kopf gestellt wurde. Der Übergang von der Universität in die Arbeitswelt ist nie einfach, aber die Ungewissheit der Pandemie macht diese Phase noch schwieriger. Diese Herausforderungen haben einen hohen Tribut an die arbeitende Generation Z gefordert, bei der ein Anstieg von Depressionen und Angstzuständen verzeichnet wurde, was sie möglicherweise anfälliger für Burnout und häufigen Arbeitsplatzwechsel macht.

Adobe zufolge stellt die Generation Z bis zum Jahr 2025 etwa 27 Prozent der Arbeitskräfte und entwickelt sich somit auch zur tonangebenden Kultur und Verbrauchergruppe. Unternehmen müssen diese Generation umwerben, wenn sie relevant und wettbewerbsfähig bleiben wollen. Die Identität der Generation Z wird sich noch weiter herausbilden. Es ist aber bereits jetzt von entscheidender Bedeutung, dass die Arbeitgeber die besonderen Herausforderungen dieser Generation verstehen und sie beim Einstieg ins Berufsleben unterstützen. Andernfalls laufen sie in Gefahr, an Bedeutung zu verlieren.

Wer ist die Gen Z?

Schon vor der Pandemie war die Generation Z durch anhaltende Unsicherheit geprägt. Die große Rezession war überall spürbar. Die Generation Z hat den wirtschaftlichen Abschwung nicht aus Sicht der Berufstätigen erlebt, aber durchaus mitbekommen, dass viele Eltern und ältere Geschwister mit Arbeitsplatzverlust und finanziellen Einbußen zurechtkommen mussten. Diese frühen Einblicke in wirtschaftliche Unsicherheit lassen diese Generation ihre Karriere ganz pragmatisch und skeptisch hinterfragen.

Die Generation Z gilt als die bislang am besten ausgebildete Generation der Geschichte. 57 Prozent haben entweder einen zwei- oder vierjährigen Studiengang absolviert, im Vergleich zu 52 Prozent der Millennials und 43 Prozent der Generation X. Der hohe Bildungsgrad geht jedoch zu Lasten einer hohen Verschuldung für Studierende. Laut Experian hatte der typische Gen Z-Studierende in den Vereinigten Staaten im Jahr 2020 ein Studiendarlehen von 17.338 Dollar aufgenommen. Dies entspricht einem Anstieg von 39 Prozent gegenüber 2019 und bestätigt den Trend, dass die Schulden früherer Generationen bald erreicht oder sogar übertroffen werden.

WeWork Carrera 11B # 99-25 in Bogotá, Kolumbien.

Diversität, Inklusion und soziale Verantwortung sind wichtige Anliegen der Generation Z, die laut Pew Research Center auf dem besten Weg ist, die ethnisch vielfältigste Generation aller Zeiten zu werden. Hier ist der Anteil derjenigen, die angeben, jemanden zu kennen, der geschlechtsneutrale Pronomen verwendet, am größten. Die Hälfte der Befragten war der Meinung, dass Menschen, die sich nicht als „Mann“ oder „Frau“ identifizieren, gesellschaftlich nicht ausreichend akzeptiert werden – der höchste Wert aller Generationen. 

Sehr auffällig ist, dass die Generation Z häufiger mit psychischen Problemen zu kämpfen hat als andere. Eine im August 2020 durchgeführte Umfrage der American Psychological Association unter 3.409 Erwachsenen in den USA ergab für die Mitglieder der Generation Z (im Alter von 18 bis 23 Jahren) eine durchschnittliche Stressbelastung von 6,1 von 10 Punkten, die höchste aller Generationen, im Vergleich zu einem Durchschnittswert von 5 für alle Erwachsenen zusammen. Ein erstaunlicher Anteil von 75 Prozent der Erwachsenen der Generation Z berichtete davon, bereits ein oder mehrere Symptome einer Depression erlebt zu haben. In der Studie werden sowohl die Ungewissheit der Pandemie als auch ein anhaltendes Gefühl der Krise und der sozialen Unruhe als mögliche Ursachen genannt. Ganz offenkundig trägt die Generation Z die psychologische Last dieser unsicheren Zeiten.

Was erwartet die Gen Z von der Zukunft der Arbeitswelt?

Die Ängste der Gen Z beeinflussen auch ihre Erfahrungen am Arbeitsplatz. In einer von Adobe durchgeführten Umfrage aus dem Jahr 2021 gaben 59 Prozent der Befragten der Gen Z an, mit dem eigenen Job unzufrieden zu sein. Eine schwierige Work-Life-Balance, lange Arbeitszeiten, Zeitmangel und zu wenig Flexibilität waren weitere Hauptursachen für die Unzufriedenheit. 57 Prozent erklärten, sie fühlten den Druck, zu jeder Tageszeit erreichbar zu sein.

Was erwartet die Gen Z also von der Arbeitswelt? Die Antwort ist vielschichtig – und weist auf mögliche Erfolge durch gestaffelte Arbeitszeiten hin, die der individuellen Produktivität von Mitarbeitern Rechnung tragen. Die Umfrage von Adobe ergab, dass 62 Prozent der weltweit befragten Mitglieder der Gen Z sich unter Druck gesetzt fühlte, von 9 bis 18 Uhr zu arbeiten, obwohl sie zu anderen Tageszeiten produktiver sind. 26 Prozent arbeiten zwischen 18 Uhr und 3 Uhr morgens am produktivsten – fast 10 Prozentpunkte mehr als jede andere Generation in dieser Zeitspanne. 

WeWork Carrera 12a #78-40 in Bogotá, Kolumbien.

Studien legen nahe, dass die Gen Z gern ins Büro zurückkehren möchte, aber nicht in Vollzeit. Dies könnte daran liegen, dass 72 Prozent der Gen Z-Mitarbeiter keinen häuslichen Arbeitsplatz haben und 86 Prozent ihr Zuhause mit mindestens einem weiteren Erwachsenen teilen. Sie vermissen die sozialen Vorteile der Arbeit im Betrieb, und für 41 Prozent spielt dabei auch die Betreuung durch Mentoren eine Rolle. Einer Umfrage von YouGov zufolge sorgen sich fast 50 Prozent der Befragten, dass die Arbeit im Home Office ihre berufliche Entwicklung und Aufstiegschancen beeinträchtigt. 20 Prozent von ihnen würden jeden Tag ins Büro gehen, das ist der höchste Anteil aller Altersgruppen, 70 Prozent bevorzugen eine hybride Arbeitsweise.

Für Mitarbeiter der Generation Z geht es bei der Arbeit um mehr als nur flexible Bürozeiten. In einer vom Workforce Institute im Jahr 2019 durchgeführten Umfrage gaben 51 Prozent der befragten Mitglieder der Gen Z an, durch Freude an der Arbeit motiviert zu werden. Für 57 Prozent der Befragten waren eine jährliche Beförderung, der berufliche Aufstieg und die Anerkennung ihrer Arbeit wichtige Motivationsfaktoren.

Eine hohe Unzufriedenheit bei der Arbeit birgt für diese Generation ein hohes Abwanderungsrisiko. Nach Aussagen von Adobe würden 74 Prozent der Befragten einen Jobwechsel für eine bessere Work-Life-Balance in Erwägung ziehen, 66 Prozent für mehr Eigenverantwortung bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeiten, und 63 Prozent für die Option, im Home Office zu arbeiten. 

Wie können Unternehmen Gen Z-Mitarbeiter unterstützen?

Diese Generation hat Arbeitgebern eine Menge zu bieten. Sie bewegt sich sicher in der digitalen Welt und hat sowohl soziales Bewusstsein als auch einen höheren Bildungsgrad als die aktuelle Arbeitnehmerschaft. Um Mitarbeiter der Generation Z anzuwerben und zu binden, sollten sich Arbeitgeber auf drei Hauptbereiche konzentrieren: Vertrauen und Mentoring, sinnvolle Vielfalt und Inklusion sowie psychische Gesundheit. 

WeWork Botanic in Brüssel, Belgien.

Erweitertes Mentorenprogramm

In nahezu jeder Umfrage bekunden Arbeitnehmer der Generation Z ein großes Interesse an Mentorenprogrammen und Entwicklungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz. Eine Umfrage des Workforce Institute aus dem Jahr 2019 ergab, dass 44 Prozent der Befragten die persönliche Zusammenarbeit mit ihren Teams vorzogen, für 43 Prozent waren praxisbezogene Schulungen und die persönliche Einarbeitung wichtig, und 75 Prozent hätten gern persönliches Feedback durch Vorgesetzte. Vertrauen ist entscheidend: 47 Prozent der Befragten wünschen sich eine Führungskraft, die ihnen vertraut. Dies ist die wesentliche Eigenschaft, die sie von einer Führungskraft erwarten. 

Vielfalt und Inklusion geben den Ausschlag

Diese Generation legt Wert darauf, dass Vielfalt und Integration kein leeres Versprechen bleiben. Sie orientiert sich an Unternehmen mit ethischer Ausrichtung und ethischen Geschäftspraktiken. Viele Menschen haben das Gefühl, dass Minderheiten am Arbeitsplatz unterrepräsentiert sind. Bei der Suche nach einer Arbeitsstelle ist dieser Aspekt sehr wichtig. In einer von Tallo im September 2020 durchgeführten Umfrage unter mehr als 5.000 Lernenden und Studierenden gaben 69 Prozent der Befragten an, dass sie sich mit größerer Wahrscheinlichkeit bei einem Unternehmen bewerben würden, das bei seinem Einstellungsverfahren Vielfalt und Integration hervorhebt. Ein Drittel erklärte, Jobchancen nicht nutzen zu wollen, wenn eine diskriminierende Behandlung aufgrund des Geschlechts oder der ethnischen Zugehörigkeit zu vermuten sei. Unternehmen sollten Vielfalt und Inklusion in jeder Phase von der Einstellung bis hin zur Karriereplanung einen Vorrang einräumen.

Angebot von Leistungen rund um die psychische Gesundheit

Angesichts der Häufigkeit von Angststörungen und Depressionen bei der Generation Z ist es entscheidend, dass Arbeitgeber die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter in den Vordergrund stellen. In einer vor der Pandemie durchgeführten Gallup-Umfrage hatte für die Generation Z das Wohlbefinden oberste Priorität am Arbeitsplatz. Ein Drittel (31 Prozent) wünscht sich Angebote des Arbeitgebers zur Förderung der psychischen Gesundheit und 37 Prozent wünschen sich flexible Arbeitszeiten

Auch die herkömmlichen Leistungen für Arbeitnehmer sind wichtig. In derselben Umfrage gaben 44 Prozent der Befragten an, dass sie bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes mehr Wert auf eine gute Gesundheitsversorgung als auf bezahlten Urlaub legen. Eine gute Gesundheitsversorgung bedeutet, dass auch Leistungen für psychische Gesundheit abgedeckt sind. 

Den beunruhigenden Statistiken zur psychischen Gesundheit der Generation Z zum Trotz blickt 64 Prozent optimistisch in die Zukunft. Vielleicht ist es diese Hoffnung, die ihre Mitglieder davon abhält, sich mit Jobs zufrieden zu geben, die ihnen keine Vorteile bringen. Laut Adobe gaben 56 Prozent der Befragten an, sich im kommenden Jahr auf Jobsuche zu begeben – das sind 7 Prozentpunkte mehr als die Millennials und 25 Prozentpunkte mehr als die Generation X. Eine Umfrage von Bankrate vom August 2021 beziffert diese Zahl auf ganze 77 Prozent. Auch wenn ein solches Ausmaß an Resignation nicht anzunehmen ist, zeigt sich ganz klar, dass die Arbeitnehmer der Generation Z eher dazu neigen, eine neue Stelle zu suchen als Arbeitnehmer anderer Generationen.

Jede Generation hat ihre eigenen Schwierigkeiten, und die der Generation Z sind eine Klasse für sich. Doch haben diese Widrigkeiten auch eine pragmatische, unabhängige Generation hervorgebracht, die bereit ist, eine bessere Zukunft zu schaffen, nicht nur für sich selbst, sondern auch für ältere Arbeitnehmer und für diejenigen, die nach ihnen kommen. Ob diese Zukunft auch mit deinem Unternehmen verbunden sein wird, hängt davon ab, ob der Betrieb die richtigen Schwerpunkte im Hinblick auf psychische Gesundheit, Vielfalt, Mentoring und Flexibilität setzen kann.

Bradley Little ist Autor und Videoproduzent und lebt in New York City.

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Kategorie
Forschungsstudien
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MANAGEMENT
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